Bienensterben durch Pestizide?
Forscher bei Finanzierung frei?
Viele Wissenschaftler werden von Unternehmen finanziert. Fraglich ist somit, ob die Forschung frei von Vorgaben vollzogen werden kann. James Cresswell, welcher ein britischer Biologe ist, finanziert seine Forschungen mit Hilfe des Agrochemie-Konzerns Syngenta. Der Konzern hat sich zur Aufgabe gemacht, das weltweite Bienensterben zu erforschen. Die Behauptung des Konzerns liegt darin, dass die Varroa-Milbe für das Sterben der Insekten verantwortlich sei. Diese befällt nicht nur die Bienen, sondern auch die Brut. Die Behauptung der Gentech-Kritiker besteht jedoch darin, dass die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide für das Aussterben verantwortlich seien. Eben diese Pestizide aber werden von Konzernen wie Syngenta und Bayer vertrieben. Vermutlich bestand ein Grund, wieso der Konzern mit Cresswell zusammenarbeiten wollte, darin, dass er dem Verdacht der Genteck-Kritiker skeptisch gegenüberstand. Die Aktualität seiner Forschungsarbeiten wurde umso brisanter, als viele Wissenschaftler die Pestizidklasse der Neonicotinoide, welche zu der Gruppe von hochwirksamen Insektiziden gehört und die Weiterleitung von Nervenreizen zerstört, verantwortlich machten.Von Zweifeln zur Wahrheit
Schon 2012 stellte sich die Ernüchterung ein. Cresswells Skepsis wurde zur Gewissheit. Die Varroa-Milben waren nicht der Verantwortungsträger für das Aussterben der Bienen. Vielmehr ist die Schuld den Pestiziden zuzuweisen. Dieses Ergebnis war aber keineswegs im Sinne des Konzerns Syngenta. Aus diesem Grund forderte der Konzern den Wissenschaftler auf, sich nur noch auf die Erforschung der Milben zu konzentrieren. Unter jahrelangem Druck gab Cresswell nach und publizierte, dass die Varroa-Milbe in der Verantwortung für das Bienensterben verantwortlich sei. Der Forscher schrieb: „Wir kommen zu der Ansicht, dass Varrose das Potential hat, großflächige Verluste an Bienenkolonien zu verursachen“. Zusätzlich zum Druck er erhielt er noch Kritik von den Umweltschützern. Für den Konzern standen die Gewinne und Marktanteile sowie die richtige Definition der Wahrheit im Vordergrund. J. Erik Fyrwald, welcher CEO bei Syngenta ist, äußerte:„Die Angestellten von Syngenta und unsere zahlreichen Partner bei NGO’s, Forschungsinstituten und Regierungen arbeiten hart an dem Ziel zusammen es Landwirten zu ermöglichen, die Welt nachhaltig zu ernähren“.Er kritisierte zudem, dass die Vorteile der Zusammenarbeit durch die Gegenworte Cresswells nicht dargestellt werden und die Integrität der wissenschaftlichen Partner in Frage gestellt würden.
Forschung zu genmanipuliertem Mais
Auch die deutsche Biologin Angelika Hilbeck verzeichnete ähnliche Erfahrungen. Im Auftrag von Agroscope, eine schweizerische Forschungsanstalt im Bereich der Landwirtschaft, sollte sie untersuchen, ob genmanipulierter Mais giftige Auswirkungen für die Florfliege mit sich zieht. Zur Untersuchungszwecken stellte der Konzern Ciba-Geigy, aus dem 2000 der Konzern Syngenta entstanden ist, das Saatgut zur Verfügung. Das Ergebnis der Studie bestand darin, dass das Mais für die Florfliege sehr wohl giftig ist. Dies entsprach jedoch nicht den gewünschten Ergebnissen von Agroscope. Hilbeck weigerte sich, ihre Forschungsarbeiten zu verfälschen. Die Folge dessen war, dass der Auftraggeber versuchte die Arbeit mittels Gegenstudien zu diskreditieren.Knebelverträge für Wissenschaftler?
Die Lobbyarbeit der Konzerne wird an den Beispielen der Forschungsarbeiten von Cresswell und Hilbeck deutlich. Zwar stellt der Konzern Syngenta Material wie Saatgut und Pestizide zur Erforschung von Problematiken zur Verfügung. Effektiv finden sich in den Verträgen Regelungen, durch welche die Konzerne Einfluss auf die Studien ausüben und auch Publikationen bestimmen können. Aus diesem Grund sprechen Cresswell und Hilbeck auch von sogenannten Knebelverträgen.Studien in Österreich bestätigen Zusammenhang
In einer österreichischen Studie wurde die Auswirkung zur Maisaussaat und dem Aussterben von Bienenvölkern untersucht und in Zusammenhang gebracht. Gerade Imker, welche in der Nähe von Maisanbauflächen angesiedelt sind, hatten einen Verlust von einem Drittel bis hin zur Hälfte des Bienenvolkes zu verzeichnen. Symptome zeichnen sich dadurch aus, dass die Bienen zunächst beginnen, zu zittern und eine beeinträchtigte Bewegungskoordination aufweisen. Anschließend krabbeln die Bienen nur noch und sterben dann letztlich. Der Zusammenhang wurde von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), welche von dem Lebensmittelministerium und den Bundesländern beauftragt wurde, aufgedeckt. In dem Zeitraum zwischen 2009 und 2011 wurden alle gemeldeten Fälle von Vergiftungsverdacht registriert. Anhand von Proben der Bienen und Bienenbrot konnten die Insekten auf Krankheitserreger und Parasiten, aber auch Rückstände von Pflanzenschutzmittel untersucht werden. Es wurden dabei sogar Gifte, welche verboten sind, gefunden. Beispielsweise wurde bei 51 % der Bienen festgestellt, dass sie Clothianidin aufwiesen. Bei 23 % wurden Rückstände von Thiamethoxam gefunden. Der Geschäftsführer der Dachorganisation „Biene Österreich“ äußert dazu Folgendes: „Das billigste und beste Mittel gegen den Maiswurzelbohrer ist der Fruchtwechsel und nicht der Einsatz von Pestiziden“. Er fordert ein vernünftiges Konzept und kritisiert, dass das Spritzen von Pestiziden aus bloßem Verdacht erfolgt.Pestizid-Verdacht bestätigt
Die eingangs genannte Pestizidklasse der Neonicotinoide ist seit vielen Jahren im Verdacht, ein Auslöser für das Bienensterben zu sein. In der EU hat sich eine wissenschaftliche Expertengruppe gebildet und bestätigt, dass einige Pestizide für das Aussterben der Bienen verantwortlich sind. Die Ergebnisse zeigen ein deutliches Resultat: Die Verwendung von Neonicotinoid-Insektizide stehen im Zusammenhang mit dem Bienensterben. Neben Bienen leiden auch Motten und Schmetterlinge, welche bei der Bestäubung der Pflanzen ebenso eine tragende Rolle haben, so das Ergebnis der Forscher. Des Weiteren sollen sich die Gifte auch auf Vögel, welche Insekten fressen, auswirken. Ein Verbot seitens der Politik ist bisweilen jedoch nicht erfolgt. Bereits 2014 hatte ein unabhängiges Gremium von 29 Wissenschaftlern gefordert, die betroffenen Pestizide zu verbieten. Lediglich die Brüsseler Behörde hat die Verwendung von Insektiziden 2013 eingeschränkt.Wie wirken sich die Pestizide auf den Menschen aus?
Bienen bestäuben Pflanzen. Sterben Bienen aus, können Pflanzen nicht bestäubt werden. Mit dieser Kausalkette sind die Auswirkungen der giftigen Pestizide allerdings noch nicht erfasst. Mit der fehlenden Bestäubung können Pflanzen nicht erblühen und auch keine Früchte tragen. Das Resultat dieser Kausalkette besteht in einer Lebensmittelknappheit. Somit bekommen auch Menschen die Auswirkungen von der Nutzung der Pestizide zu spüren. Nicht zuletzt bedarf es aus diesem Grund einer klaren Regelung, welche die Bestäuber schützt.
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