Definition und Ursachen
Unter Blähungen versteht man eine oft schmerzhafte Ansammlung von Gasen bzw. Luft im Magen-Darm-Trakt. Begleitet von Krämpfen leiden nicht nur Säuglinge unter den häufig auftretenden Koliken („Dreimonatskoliken“), sondern auch viele Erwachsene kämpfen regelmäßig mit diesem Phänomen. Schwere Ausprägungen führen zum sogenannten Roemheld-Syndrom, wobei zu den klassischen (Ober-)Bauchschmerzen und dem unangenehmen Geruch der Gase auch noch Herzbeschwerden und Brustschmerzen hinzukommen.
Die Ursachen für Flatulenz, wie Blähungen und Koliken auch genannt werden, können vielfältig sein. Als Auslöser kommen sowohl organische, als auch äußere Faktoren infrage:
- Essen von blähungsfördernden Speisen
- Schlucken von Luft bei zu hastigem Essen
- Unzureichende/verminderte Verdauungstätigkeit, besonders bei Säuglingen
- Gestörte Darmflora
- Lebensmittel-Unverträglichkeiten
- Lebererkrankungen
Die häufigste Ursache für Blähungen ist neben dem Schlucken von Luft bei zu hastigem Essen die Aufnahme von Speisen, welche Blähungen begünstigen. Die Gase Methan und Wasserstoff entstehen bei der Verdauung von Fasern durch Bakterien – daher begünstigt ballaststoffreiche Kost die Entstehung von Blähungen. Unter blähungsfördernde Nahrungsmittel fallen die folgenden:
- Blähungen können unter Umständen sehr schmerzhaft sein.[/caption]Ballaststoffreiche Lebensmittel, v.a. Vollkornprodukte
- Hefehaltige Lebensmittel und Getränke, z.B. Gebäck, Bier
- Frische Bäckereiprodukte
- Hülsenfrüchte: Bohnen, Linsen, Erbsen
- Bestimmte Gemüsesorten: Kohl/Kraut, Zwiebeln, Lauch
- Rohkost, v.a. abends
- Zuckeraustauschstoffe: Sorbit, Mannit, Xylit, auch Fruktose
- Kohlensäurehaltige Getränke
Durch Vermeiden dieser Nahrungsmittel kann das Blähungsrisiko deutlich minimiert werden. Besonders an Diät- und Lightprodukte sollte auch gedacht werden, da diese durch Zuckerersatzstoffe zu Blähungen führen können. Achtung: Für eine vollwertige und vitalstoffreiche Ernährung sind Vollkornprodukte, möglichst aus biologischem Anbau, jenen aus Weiß- bzw. Auszugsmehl unbedingt vorzuziehen! Eine langsame Umstellung von ballasttoffarmer auf Vollkorn-Ernährung erleichtert dem Körper jedoch die Gewöhnung und hilft, Verdauungsbeschwerden zu verhindern.
Bei häufig auftretenden Beschwerden sollte an Lebensmittel-Unverträglichkeiten gedacht bzw. ein Arzt aufgesucht werden, um organische Ursachen wie Lebererkrankungen auszuschließen.
Heilpflanzen gegen Blähungen
Akut-Anwendungen
- Anis, Fenchel, Kümmel
Diese Drei sind die Klassiker der Heilpflanzen gegen Blähungen. Etwa als Brotgewürz oder Stilltee haben sie bereits Einzug in die alltägliche Küche gehalten, um die Verdauung zu unterstützen und Beschwerden zu minimieren. Je nach Gericht können die Früchte bei der Zubereitung mitgekocht werden, um die Bekömmlichkeit zu fördern (z.B. bei Krautgerichten, Kartoffelgulasch etc.). Bei bereits vorhandenen Blähungen hilft es, getrockneten Fenchel, Kümmel oder Anis zu zerkauen oder einen Tee daraus zuzubereiten.
Anis-/Fenchel-/Kümmeltee: 1 TL der Früchte werden im Mörser etwas zerstoßen und mit ¼ l Wasser kurz aufgekocht. 10 min zugedeckt ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken.
Tipp: Der Kreuzkümmel ist ebenso wie unser gewöhnlicher Kümmel ein Doldenblütler, geschmacklich jedoch unterscheiden sich die beiden Kümmelarten völlig. Dennoch wirkt der Kreuzkümmel genauso blähungswidrig wie sein Verwandter und fördert die Verträglichkeit allergieauslösender Nahrungsmittel. Besonders bei Käseunverträglichkeit kann Kreuzkümmel eingesetzt werden, indem einige Früchte zum Käsegenuss zerkaut oder ganz bzw. als Pulver dem Gericht zugegeben werden.
- Pfefferminze
Die Pfefferminze, eine Kreuzung aus Wasserminze und Grüner Minze, ist ein weiteres altbewährtes Heilkraut gegen Blähungen und bei verschiedenen Magen-Darm-Beschwerden. Sie lässt sich auch gut mit anderen Tees kombinieren (zB Kümmel oder Kamille) und gibt ihnen einen erfrischenden, kühlenden Geschmack.
Pfefferminztee: 1 gehäufter TL getrockneter Pfefferminzblätter wird mit ¼ l kochendem Wasser übergossen. 5 min zugedeckt ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinnken.
- Windsalbe/ätherische Öle zur Bauchmassage
Eine Windsalbe hat sich zur sanften Bauchmassage bei Blähungen nicht nur bei Babys und Kleinkindern bewährt. Eine klassische Zubereitung der Windsalbe erfolgt mit ätherischem Kümmelöl, es können auch weitere Öle wie Anis-, Fenchel- und/oder Korianderöl enthalten sein. Die Mischung aus allen vier Ölen in einem fetten Öl wie Mandel- oder Olivenöl ist auch die klassische Mixtur eines Massageöls gegen Blähungen und Verdauungsbeschwerden.
Zur Linderung von Blähungen trägt man etwas Salbe oder Öl auf den Bauchbereich unter dem Nabel auf und streicht den unteren Bauchbereich bevorzugt mit der rechten Hand von rechts nach links aus oder kreist sanft im Uhrzeigersinn. Alternativ streicht man mit sanftem Druck abwechselnd mit beiden Händen vom Nabel abwärts.
- Galgantwurzel
Der Galgant ist ein Ingwergewächs und in europäischen Ländern vor allem als Bestadteil von Curry bekannt. Das Pulver der Galgantwurzel ist jedoch ein hervorragendes Mittel zur Linderung akuter Blähungen und Koliken. Dazu werden 1-2 Messerspitzen Galgantpulver auf Brot gegessen oder in Wasser/Saft getrunken. Alternativ gibt es das Pulver auch als Presslinge, wovon man im Akutfall 1-2 Tabs im Mund zergehen lässt.
Vorbeugende Anwendungen
- Ingwertee
Im Gegensatz zu seinem Verwandtem, dem Galgant, eignet sich Tee aus der Ingwer-Rhizom („Ingwer-Wurzel“) vor allem als Vorbeugung gegen Blähungen und unterstützt schon vorab eine gute Verdauung.
Ingwertee: 5-6 geschälte Ingwerscheiben klein schneiden und mit ¼ l Wasser kurz aufkochen lassen. Zugedeckt 10 min ziehen lassen und vor oder zum Essen trinken.
- Lein
Der Lein bzw. die Leinsamen bieten eine gleichermaßen bekannte wie bewährte Unterstützung bei verschiedenen Verdauungsproblemen. Zur Unterstützung der Verdauungstätigkeit und somit zur Vermeidung von Blähungen macht man sich die Schleimstoffe der Pflanze zu Nutze. Dazu nimmt man täglich ein bis zwei Mal 1 EL geschroteten Leinsamen mit viel Wasser ein. Die Leinsamen werden zuvor nicht eingeweicht, damit sie schließlich im Darm aufquellen können. Die Schleimstoffe der Samenschalen bilden eine schützende Schicht für die Darmwand und das fette Öl der Leinsamen bewirkt einen erleichterten Transport des Darminhalts.
Wichtig: Bei der Einnahme von Leinsamen muss viel getrunken werden (mind. 1,5-2 l/Tag), da es sonst zu Verstopfung kommen kann. Leinsamen darf nicht bei Darmverschluss angewandt werden!
- Bitterstoffe
Bitterstoffe kommen in verschiedenen Heilpflanzen und Pflanzen vor und regen die Produktion der Verdauungssäfte an. Dadurch können Blähungen vermieden werden, die durch eine schwache Verdauungstätigkeit ausgelöst werden. Zu den Pflanzen, welche reich an Bitterstoffen sind, zählen Wermut/Beifuß, Engelwurz, Artischocke, Enzian oder Löwenzahn (Kraut und Wurzel). Zur Unterstützung der Verdauung sollten diese Pflanzen möglichst oft in den Speiseplan aufgenommen werden. Der Löwenzahn kann etwa mit warmen Kartoffeln zu einem köstlichen Salat verarbeitet werden. Wermut oder Beifuß wird gerne als Gewürz für deftige Gerichte eingesetzt. Auch Kerbel und Koriander können durch ihren Bitterstoffgehalt wertvolle Dienste für die Verdauung leisten.
Achtung: Enzian zählt zu den geschützten Pflanzen. Hier darf nur auf Fertigpräparate zurückgegriffen werden.